Die Chandrian haben das Lager seiner Familie verwüstet und seine Eltern ermordet, weil sie „die falschen Lieder gesungen haben“. Der Schaustellersohn Kvothe macht sich auf alles über die Mörder seiner Familie herauszufinden und sich an ihnen zu rächen. Sein Weg dorthin führt ihn als Bettler durch die Straßen von Tarbean und als jüngster Student aller Zeiten durch die Hörsäle der Universität der Magier.
Ich weiß nicht wie Patrick Rothfuss es geschafft hat, aber er hatte mich auf den ersten fünf Seiten von Der Name des Windes. Ich glaube der Hauptgrund ist die Atmosphäre, die er schafft. Diese Atmosphäre, die einen sofort ins Buch hineinzieht und nicht nur Bilder im Kopf entstehen lässt, sondern ihnen auch eine Stimmung, ein Gefühl mitgibt. Sein Mittel diese Stimmung zu erzeugen ist die Stille. Es mag zuerst merkwürdig klingen, aber Rothfuss gibt der Stille durch seine Worte eine Substanz, die die Atmosphäre der ersten Seiten maßgeblich prägt und auch seiner Hauptperson die ersten charakterlichen Eckpunkte verleiht. Dieses Stilmittel begleitet den Leser durch das ganze Buch und bleibt somit keine einmalige Spielerei, sondern wird zu einem prägenden Element der Geschichte, das nie zum Selbstzweck mutiert, sondern der jeweiligen Szene eine tiefere Note verleiht.
Rothfuss lässt seine Hauptperson Kvothe sein Leben in Retrospektive erzählen. Immer wieder springt die Geschichte zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her und baut so zwei Handlungsstränge mit eigenem Spannungsbogen auf. Mich erinnert der Aufbau an Es von Stephen King. Durch diese Erzählvariante ist der Leser immer sehr nah am Geschehen und findet auch schnell einen Bezug zur Hauptperson.
Mit der Hauptperson Kvothe macht Rothfuss etwas, was ich eigentlich gar nicht leiden kann. Er macht ihn zum kleinen Genie. Er ist ein brillanter Musiker, hat ein unglaubliches Talent für Magie und was sonst noch in den nächsten Büchern dazukommen mag. Alles fliegt ihm zu. 0ft geht bei solchen Höhenflügen der Bezug zum Charakter flöten oder die Geschichte wird einfach unglaubwürdig. Rothfuss schafft es aber Kvothes Talent mit so einer Leichtigkeit darzustellen, das man es ihm gerne abnimmt.
Durch diese sehr zentralisierte Erzählweise bleiben manche Personen etwas blas. Nicht so blas, dass es stören würde, aber doch so, dass man doch gerne mehr über sie erfahren möchte. Die Geschichte hat ein angenehmes Erzähltempo. Immer knapp bevor es droht etwas zu ruhig zu werden, bringt Rothfuss wieder neuen Schwung in die Handlung. Er verrät nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Zum Ende des Buches lässt er so viele Fragen offen, dass der Leser ein wenig enttäuscht zurückbleibt, wenn er die letzte Seite gelesen hat. Das erste Buch ist nicht wirklich eine abgeschlossene Geschichte, was man mögen muss aber ich persönlich sehr gelungen umgesetzt finde.
Fazit: Der Preis für das beste Fantasy-Buch des Jahres ist eindeutig verdient. Ich bin schon sehr gespannt auf das zweite Buch.
Autor: Patrick Rothfuss
Titel: Der Name des Windes, Die Königsmöder-Chronik, Erster Tag
Originaltitel: The Name of the Wind, The Kingkiller Chronicle: Day One
Ausgabe: Achte Auflage 2009
Verlag: Klett Cotta, Stuttgart
ISBN: 978-3-608-93815-9