Harry Blackstone Copperfield Dresden ist Chicagos einziger offiziell praktizierender Magier – und Detektiv. Er macht alles, außer Liebeszauber und Kindergeburtstage. Dabei scheint er Ärger mit dem Übernatürlichen geradezu anzuziehen.
Nach den vielen Lobpreisungen, die ich auf Reddit über die Dresden Files von Jim Butcher gelesen habe, war es an der Zeit der Reihe eine Chance zu geben. Also nutzte ich eine Zwangslesepause – Patrick Rothfuss Die Musik der Stille kam erst Ende Februar auf Deutsch heraus. Mit rund 300 übersichtlichen Seiten schienen sich die Bücher für einen Sanderson-geübten Leser wie mich als kleinen Zwischen-Snack gut zu eignen.
Dabei kam es nur zu einem Problem: Die Bücher lesen sich wirklich gut und schwupp hatte ich drei Stück verschlungen. Deswegen ist dies auch eine Gemeinschafts-Kritik über die drei ersten Bänder der Dresden Files oder der Die dunklen Fälle des Harry Dresden wie sie auf Deutsch heißen: Sturmnacht, Wolfsjagd und Grabesruh. Daran, das ich ruckzuck drei Bände hintereinander weg hatte, erkennt man schnell: Mir hat’s gefallen. Und das obwohl ich kein großer Fan urbaner Fantasy bin. Deswegen gibt es ein Sternchen mehr in der B-Note.
Im Gegensatz zu Tad Williams Bobby Dollar Geschichte, die mich leider so gar nicht packen wollte, holt mich Butcher mit seinem Hauptcharakter sofort ab. Immer einen dummen Spruch auf den Lippen stolpert er von einem Unglück in die nächste übernatürliche Verheerung. Er ist mächtig aber auch mächtig fehlbar, was ihn wunderbar sympathisch macht. Vor allem, weil er sich oft selbst nicht leiden kann oder für besonders dämlich hält. Ein bisschen Selbstzweifel tut jedem Protagonisten gut. Das macht ihn Leser-näher.
Butcher verwebt gekonnt bekannte Mythen und Vorstellungen zu einer Parallelwelt, die Bekanntes und Überraschungen bereit hält. Seine Magie kommt aus dem Inneren und nimmt dem Zauberer so viel wie es ihm gibt. Böse Magie hinterlässt ihre Spuren ebenso wie gute. Auch auf Harry Dresdens Seele liegt der Schatten vergangenen Bösen, das Butcher immer wieder aus dem Ärmel lugen lässt aber nie ganz enthüllt. Es sind die Details, die seine Magiewelt so spannend machen: Die abstrusen Zaubertrank-Rezepte, die von dem sprechenden Totenkopf Bob (Hallo Macbeth!) rezitiert werden, die vergesslichen Feen, die auf Pizza stehen, und die Regel, dass man einem Magier lieber nicht in die Augen sehen sollte.
Es geht temporeich durch die Erzählung. Manchmal nimmt sich Butcher nicht die Zeit die Geschwindigkeit ein wenig rauszunehmen, um den Leser zu Atem kommen zu lassen. Und manchmal holpert der Erzählstil ein wenig. Einen Hang zum Dramatischen hat er auch hin und wieder. Aber das Ganze passt einfach zum etwas kauzigen Magier und der Ich-Perspektive, aus der die Geschichte erzählt wird.
Fazit: Die Dresden Files sind wie Akte X; ohne Aliens aber dafür mit Magie. Mit einem coolen aber nicht zu taffen Hauptcharakter und einer Menge wilden Fantasy-Ideen. Nicht nur als Pausenfüller zu empfehlen.
PS: In den ersten drei Bänden geht es übrigens um einen abgedrehten bösen Magier, Werwölfe, Geister und Vampire. Fiese Vampire! Nicht die glitzernden!